Die in den Tropengebieten Afrikas und Asiens beheimateten Schlangenkopffische haben ihren Namen nach ihrem mit großen und mit Schuppen versehenen Kop der entfernt an Schlangen erinnert. Ihr Körper ist aalartig langgestreckt und besitzt lange, nur mit Weichstrahlen versehene Rücken- und Afterflossen. Schlangenköpfe haben als akzessorisches Atemorgan unter den Kiemendeckeln ein Labyrinthorgan, dessen Luft regelmäßig erneuert werden muß. Dennoch sind sie mit den zu den Barschartigen gezähIten Labyrinthfischen nicht näher verwandt. Die Schlangenkopffische bilden aufgrund weiterer anatomischer Eigenheiten eine gesonderte Ordnung (Channiformes; nach anderer Auffassung Ophicephaliformes).
Männchen von Channa bleheri sp. nov., Habitusbild. |
Die Familie Channidae wurde früher in die beiden Gattungen (oft fälschlich Ophiocephalus (und Channa aufgeteilt. Als Unterscheidungsmerkmal galt der Besitz von Bauchflossen bei Ophicephalus und deren Fehlen bei Channa MYERS und SHAPOVALOV (1932) belegten eindrucksvoll daß diese Unterteilung nicht aufrechterhalten werden kann und daß der djüngere Gattungsname Ophicephalus eingezogen werden muß.
ein Paar Channa orientalis |
Zwischenzeitlich wurden die wenigen afrikanischen Arten als Parachanna von den asiatischen Formen abgegliedert (TEUGELS und DAGET 1984). Im Folgenden sollen nur die asiatischen Arten besprochen werden, die in etwa 20 Arten die Süßgewässer Süd- und Südostasiens bevölkern. Die Tabelle 1 zeigt 18 Arten, die ich für valide halte. Möglicherweise handelt es sich bei Channa aspilotus und Ch. amphibia ebenfalls um gültige Arten. Alle anderen Beschreibungen halte ich für Synonyme. Es würde bei dieser großen Anzahl von Zweitbeschreibungen zu weit führen, das hier im Einzelnen zu begründen. Ich habe die Synonyme daher hier nicht aufgeführt. Wie sich gleich zeigen wird, ist eine Abgrenzung der neuen Art auch nur gegen zwei der andern Arten notwendig
Der Kenntnisstand zur Taxonomie der Channidae steht in einem bedauernswerten Gegensatz zur wirtschaftlichen Bedeutung dieser Nutzfische. Das liegt an der Artenvielfalt der Schlangenkopffische, zweifellos aber auch daran daß die Tiere sich in ihren Jugendkleidern oft auffallend vom Aussehen der Alttiere unterscheiden.
Wie die Tabelle 1 zeigt, besitzen alle Arten - bis auf zwei (in dieser Tabelle mit *) - Bauchflossen. Der Besitz oder das Fehlen der Ventralen ist so auffallend daß es auch in allen und manchmal relativ unvollständig Beschreibungen dokumentiert wurde. Da auch die neue, hier zu beschreibende Art keine Bauchflossen hat. braucht sie nur gegen die Arten Channa asiatica und Channa orientalis abgegrenzt zu werden. Darüber hinaus sie sich von den meisten der anderen Arten aber auch sofort durch ihre auffallende Färbung. Ihre spezielle Kopffpirm und ihre geringe Körpergröße
ZFMK 16555 109 mm SL, Assam. oberer Dibru bei Guijan in schlammigen Resttümpeln des zur Trockenzeit ausgetrockneten Flußbettes. Heiko Bleher und Deepark Nopak 12. und 13. 11. 1987.
Eine kleinbleibende neue Art, die sich von den allermeisten Schlangenkopffischen durch völliges Fehlen der Ventralen auszeichnet. Von den beiden ebenfalls ventrallosen Arten asiatica und orientalis unterscheidet sich die neue Art sowohl durch Farb- als auch durch morphometrische und meristische Merkmale. Die neue Art hat wesentlich weniger Dorsal- und Analstrahlen (D 37 gegen 45 - 46, A 24 gegen 28 - 29) als asiatica , aber auch entschieden weniger Schuppen (mLR 45 gegen 56 - 58). Die Abgrenzung gegen den näher verwandten orientalis wird in der Diskussion eingehend erfolgen.
Zeichnung 1: Anordnung der Kopfschilder bei Channa bleheri sp. n.. |
Die morphometrischen und meristischen Daten sind der Tabelle 2 zu entnehmen, der allgemeine Habitus den Farbabbildungen . Ein langgestreckter aalartiger Fisch mit drehrundem Körper, der zum Schwanz hin seitlich abgeflacht ist. Kopf etwa so tief wie der Körper, jedoch deutlich breiter Kopfprofil in der Aufsicht rund mit zwei auffallenden Nasenröhren. Maulspalte sehr groß, bis hinter den hinteren Augenrand reichend. Augen klein. Oberkopf mit typischen Schuppenmuster ( vgl. Zeichnung 1 ).
Körperschuppen gleichmäßig. Seitenlinie nur undeutlich zu erkennen. Sie verläuft zunächst auf 14 Schuppen in der 5. Reihe, dann folgen eine Reihe tiefer 29 Körperschuppen und zwei kleine am Caudalansatz (14.1.29 + 2).
Männchen von Channa bleheri unter dem Eifloß |
Die Dorsale setzt unter der 4. Körperschuppe an, die Anale unter der 14. Sie enthalten nur Weichstrahlen. Von den Ventralen sind auch Ansätze nicht zu entdecken, sie fehlen völlig. Die Pectoralen sind groß und rund und mit auffallenden dunklen Querstreifenmuster versehen. Die Caudale ist ebenfalls rund.
In Alkohol unregelmäßig bräunlich. Oberseits einheitlich dunkelbraun, auf der Unterseite hellbeige. An der Kopfunterseite und auf den Opercula kräftige dunkle Flecken. Typische schwarze Querstreifen auf der Pectoralen und etwa sieben große, helle Flecken auf der ansonsten schwärzlichen Caudale.
Die Farbabbildungen zeigen die Lebendfärbung der Fische. Arttypischist auch hier die schon konservierten Exemplar sichtbare Unterkopfzeichnung und die Musterung der Caudale, aber auch die weitgehend unregelmäßige Verteilung der Caudale, auch auch die weitgehend unregelmäßige Verteilung von bläulichen und braunroten Körperschuppen. Die hellen Caudalflecken sind bei lebenden Fischen leuchtend orangefarben. Die Geschlechter unterscheiden sich weder in Farbmustern noch in der Intensität der Farben. Auch geschlechtsspezifische Unterschiede in der Beflossung sind nicht festzustellen. Gleichaltrige Weibchen bleiben in der Regel kleiner und sind gegebenenfalls am Laichansatz zu erkennen.
Paar von Channa bleheri kurz vor der Paarung. Beim kleineren Weibchen (vorne) ist das totale Fehlen der Ventralen gut zu erkennen. |
Wenige Tage alte Jungfische sind einfarbig gelb. Nsch wenigen Wochen verblaßt die Gelbfärbung. Stattdessen entwickeln sich für etwa drei Monate eine schwarze, augenfleckartige Zeichnung im Bereich der letzten fünf Flossenstrahlen der Caudale. die hell gerandet ist.
Die aus Nordostindien stammende neue Art hat mit orientalis sicherlich die größte Ähnlichkeit. Channa orientalis ist auf Sri Lanka (Ceylon) zuhause. Beides sind kleinbleibende Arten. beide haben im Kopffschuppenmuster eine auffallende Übereinstimmung (vgl. Zeichnung 1 mit DERANIYAGALA oder VIERKE. 1978 S. 194d). Channa orientalis und die neue Art haben auch eine ähnliche Zeichnung in den Pectoralen. Bei Channa bleheri spec. nov. ist die Zeichnung jedoch kräftiger und in den äußeren Teilen ungleichmäßiger.
Zum Vergleich habe ich daher nicht nur Literaturangaben ausgewertet, sondern auch einen Channa orientalis von vergleichbarer Größe untersucht (vgl. Tab. 2 ). Es handelt sich dabei um ein Nachzuchttier von ETTRICH. Die Unterschiede sind eindeutig . Der auffallendste Unterschied ist natürlich die völlig andere Färbung der beiden Arten (vgl. die Farbabbildungen !) Aber auch die Unterschiede in der Anzahl der Anal und besonders der Dorsalstrahlen sind eindeutig. In dieser Hinsicht passt der untersuchte orientalis genau zu den sehr ausführlichen Daten von DERANIYAGALA. Ein weiterer sehr deutlicher Unterschied zeigt sich beim Betrachten der Köpfe von oben oder unten (vgl. Zeichnung 2 ). Channa bleheri spec. nov. hat einen wesentlich rundlicheren Kopf als orientalis .
Zeichnung 2: Die Kopfform von Channa bleheri (links) und CH. orientalis (rechts). Ventralansicht. |
Anzahl Dorsalstrahlen | Anzahl Analstrahlen | Schuppen | Wissenschaftlicher Name | Beschreiber, Jahr | cm | Origin |
Channa argus | CANTOR, 1842 | 80 | Nordost-China | D 48 - 53 | A 33 - 38 | mLR 61 - 75 |
Channa asiatica * | LINNE, 1758 | 35 | Südost-China | D 44-46 | A 26-30 | mLR 51-58 |
Channa bankanensis | BLEEKER, 1852 | 24 | Borneo, Banka | D 39 - 42 | A 29 - 31 | mLR 64 |
Channa barca | HAMILTON, 1822 | 32.9 | NO-Indien | D 45 - 52 | A 34 - 36 | mLR 60 - 65 |
Channa gachua | HAMILTON, 1822 | 16 | S- u. SO-Asien | D 31 - 37 | A 20 - 23 | mLR 41 - 45 |
Channa lucia | CUVIER & VALENCIENNES, 1831 | 40 | SO-Asien | D 39 - 43 | A 27 - 30 | mLR 58 - 65 |
Channa maculata | LACEPEDE, 1802 | 23 | Südost-China | D 41 - 46 | A 26 - 30 | mLR 55 - 58 |
Channa marulia | HAMILTON, 1822 | 120 | S- u. SO-Asien | D 45 - 55 | A 28 - 36 | mLR 55 - 70 |
Channa marulioides | BLEEKER, 1851 | 27 | Indonesien | D 46 - 47 | A 30 - 31 | mLR 55 - 58 |
Channa melanoptera | BLEEKER, 1855 | 65 | Indonesien | D 44 - 47 | A 28 - 31 | mLR 54 - 57 |
Channa melasoma | BLEEKER, 1851 | 36 | Indonesien | D 36 - 41 | A 21 - 25 | mLR 49 - 52 |
Channa micropeltes | CUVIER & VALENCIENNES, 1831 | 100 | S- u.SO-Asien | D 43 - 46 | A 27 - 30 | mLR 82 - 110 |
Channa orientalis * | BLOCH & SCHNEIDER, 1801 | 20 | Ceylon (Sri Lanka) | D 31 - 34 | A 20 - 22 | mLR 41 |
Channa pleurophthalma | BLEEKER, 1851 | 40 | Indonesien | D 40 - 43 | A 28 - 31 | mLR 57 - 58 |
Channa punctata | BLOCH, 1793 | 35 | Vorderindien | D 29 - 32 | A 20 - 23 | mLR 37 - 40 |
Channa siamensis | Günther, 1861 1 | 40 | SO-Asien | D 39 - 43 | A 27 - 30 | mLR 58 - 65 |
Channa stewartii | PLAYFAIR, 1867 | 25 | NO-Indien | D 39 - 40 | A 27 | mLR 47 - 50 |
Channa striata | BLOCH, 1793 | 100 | S- u. SO-Asien | D 37 - 46 | A 23 - 28 | mLR 50 - 57 |
C. bleheri Holotypus ZFMK 16555 | C. bleheri Paratypus ZFMK 16556 | C. orientalis ZFMK 16557 | |
Standardlänge (SL) in mm | 109 | 82 | 118 |
Dorsal-Flossenstrahlen | 37 | 36 | 32 |
Anal-Flossenstrahlen | 24 | 24 | 22 |
Pectoral-Flossenstrahlen | 13 | 13 | 14 |
Ventral-Flossenstrahlen | - | - | - |
Caudal-Flossenstrahlen | 14 | 13 | 14 |
Schuppenzahl prädorsal | 7 | 6 | 7 |
Schuppenzahl Längsreihe | 45 | 46 | 45 |
Schuppenzahl Querreihe | 12 | 12 | 12 |
% SL C. bleheri Holotypus ZFMK 16555 | % SL C. bleheri Paratypus ZFMK 16556 | % SL C. orientalis ZFMK 16557 | |
Totallänge | 113,8 | 115,9 | 114,4 |
Kopflänge (KL) | 28,4 | 28,0 | 27,7 |
Prädorsallänge | 33,0 | 34,1 | 37,3 |
Präanallänge | 54,1 | 50,0 | 54,2 |
Kopfhöhe | 14,7 | 12,8 | 13,1 |
Körperhöhe | 16,1 | 16,3 | 16,1 |
Kopfbreite | 20,2 | 18,3 | 19,5 |
Augendurchmesser | 3,8 | 4,7 | 3,4 |
Augenabstand | 10,1 | 9,8 | 8,6 |
Nasenabstand | 5,5 | 4,9 | 5,6 |
% KL C. bleheri Holotypus ZFMK 16555 | % KL C. bleheri Paratypus ZFMK 16556 | % KL C. orientalis ZFMK 16557 | |
Kopfhöhe | 51,6 | 45,7 | 47,4 |
Körperhöhe | 56,5 | 58,3 | 58,1 |
Kopfbreite | 71,0 | 65,2 | 70,9 |
Augendurchmesser | 13,2 | 16,9 | 12,2 |
Augenabstand | 35,5 | 34,8 | 31,2 |
Nasenabstand | 19,4 | 17,4 | 20,2 |
Dem Frankfurter Fischfänger und lmporteur HEIKO BLEHER danke ich für die Überlassung dieser und einiger weiterer Schlangenkopffische, nach ihm wurde die neua Art benannt. Auch ETTRICH sage ich besten Dank für das Überlassen der Channa orientalis .
Bleher, H. (1988): India, Part III, The Assam Struggle, Tropical Fish Hobbyist, 37, 38-85.
Day, F. (1889): The Fauna of British India ... Fishes , vol. II. London.
Deraniyagala, P.E.P. (1952): A colored atlas of some vertebrates from Ceylon. vol. I, Fishes. Ceylon National Museums Publications
Ettrich, G. (1982): Das Schlangenkopffisch-Männchen entpuppte sich als Maulbrüter. Erkenntnisse bei der Zucht von Channa orientalis. Aquarien-Magazin 16, 651-653.
Jayaram, K.C. (1981): The freshwater fishes of India. A Handbook. Calcutta.
Myers, G.S. und L. Shapovalov (1931): On the identity of Ophicephalus and Channa, two genera of Labyrinthfishes . Peking Nat. Hist. Bull. II. 33-37.
Teugels, G.S. und J. Daget (1984): Parachanna nov. nom. for the Afriacan snakeheads and rehabilitation of Parachanna insignis (Sauvage, 1884). Cybium B. 4, 1 - 7.
Vierke, J. (1978): Labyrinthfische und verwandte Arten. Engelbert Pfriem Verlag, Wuppertal-Elberfeldt.
1 Channa siamensis wurde durch P. Musikasinthorn als Synonym von Channa lucia klassifiziert. Back
This text was originally published 1991 under the above title in: das Aquarium vol. 259, pages 21-25. The author has granted snakeheads.org the right to display the text as well as the pictures on the org's site. The copyright of the text and the pictures is still with the author in full amount.
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