Der Kleine Ceylon-Schlangenkopf Channa orientalis (BLOCH und SCHNEIDER, 1801)

Jörg Vierke

Channa orientalis gehört zu den kleinsten Schlangenkopffischen. Er ähnelt im Aussehen sehr der zeitweilig als identisch angesehenen Art Channa gachua, ist aber etwas farbiger, zierlicher und noch friedlicher. Auffallendster Unterschied ist das Fehlen der Bauchflossen bei Ch. orientalis.

Der Körper ist einheitlich grau oder blaugrau gefärbt, die unteren Körperpartien sind heller. Nur seiten, bei gestreßten Tieren, sieht man ein Querbändermuster in der oberen Körperhälfte. Die an der Basis leuchtendblauen Rücken- und Afterflossen sind mit einem gelben oder orangefarbenen Saum versehen. Die Brustflossenbasis ist blau. Die Brustflossen haben eine orangefarbene Querbänderung.

Channa orientalis ist in meist ziemlich stark strömenden Regenwaldbächen in Sri Lanka (Ceylon) beheimatet, stellenweise findet man ihn auch zusammen mit Ch. gachua.

Kleine Schlangenkopffische sind wegen ihres interessanten Sozialverhaltens und der Brutpflege besonders empfehlenswerte Aquarienbewohner! Die Fische benötigen ein mit Wurzeln und Steinen gut ausgestattetes Aquarium. Sie nehmen gern größeres Tümpelfutter und Regenwürmer, aber auch fleischliche Ersatznahrung (Rinderherz, Thunfischfleisch, gekochter Schinken). Channa orientalis ist leichter als die meisten anderen Schlangenkopffische zu züchten. Das hängt sicher mit der relativen Kleinheit der Art zusammen und mit den daraus resultierenden geringeren Platzansprüchen. Zur Zucht empfiehlt sich paarweiser Ansatz, gutes Anfüttern mit Weißen Mückenlarven und weiches, strömendes Wasser. Das Becken sollte so eingerichtet sein, daß das Weibchen gute Chancen hat, sich zu verstecken. Hier sind Zufluchtorte auch direkt in der Nähe der Wasseroberfläche wichtig. Wurzeln und einige Steine sollten also bis fast unter die Wasseroberfläche reichen. Die Zuchtchancen steigen mit der Größe des Aquariums. Kleine CeylonSchlangenköpfe sind Maulbrüter im männlichen Geschlecht. Die Männchen werden größer und zeigen meist mehr Farben. Allerdings ist es oft sehr schwer, die Geschlechter außerhalb der Fortpflanzungsaktivitäten zu erkennen. Brauchbarstes Kriterium ist in den meisten Fällen wohl der fülligere Leib laichreifer Weibchen. Nach den sich oft über viele Tage hinziehenden Scheinpaarungen erfolgt die eigentliche Eiabgabe. Die zahlreichen durchsichtigen Eier haben einen Durchmesser von 1,1 mm und enthalten eine große, klare Ölblase. Sie schweben langsam nach oben und werden hier vom Männchen ins Maul genommen. Im Gegensatz zu Channa gachua, der seine Brut nur etwa 4 Tage im Maul beläßt, pflegt sie der Ch.orientalis-Vater etwa 9 bis 10 Tage. In dieser Zeit sollte man nicht füttern, da er sonst beim Versuch, Nahrung aufzunehmen, die Eier verliert. Trotz großer Eizahlen wurden bisher im Aquarium kaum mehr als 40 Jungfische pro Brut aufgezogen.

Die Brut wird von beiden Eltern gleichermaßen toleriert. 0ft schmiegen sich die Jungen eng an die Eltern. Bei dieser Gelegenheit machte ETTRICH eine sehr interessante Beobachtung: »Nachdem mehrere Jungfische wieder einmal in engem Körperkontakt quasi an ihrer Mutter klebten, führte die plötzlich eine schnelle kreisende Schwimmbewegung aus und stieß dabei eine Wolke von Laichkörnern aus. Diese Eier waren im Gegensatz zu jenen, die beim Fortpflanzungsakt ausgestoßen werden, schwerer als Wasser. Sie sanken rasch zu Boden, während sich die Jungfische wie wild auf sie stürzten.«

Dieses Verhalten wurde bisher noch nicht von anderer Seite bestätigt. Ich habe dieses Fütterungsverhalten bislang nicht beobachten können, obwohl ich auch schon Ch. orientalis gezüchtet habe. Ich zweifle jedoch nicht an der Richtigkeit von ETTRICHs Angaben, der diese Beobachtung bei zwei Gelegenheiten machen konnte. Offenbar handelt es sich bei diesem bemerkenswerten Fütterungsverhalten um eine Anpassung an das Leben in relativ stark fließenden, nahrungsarmen Bächen.

This paragraph is originally published in: Jörg Vierke - Räuberbande im Aquarium, Stuttgart 1993; ISBN 3-440-06583-9. The use of these data is acknowledged by the author. We want to encourage the reader to buy this book, it contains some wonderful channa photos of which we do not have the publishing permission.

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