Über einige neue und seltene Fisch-Arten aus den K.K. Zoologischen Museen zu Wien, Stuttgart und Warschau

Franz Steindachner

II. Über eine neue Ophiocephalus-Art von West-Afrika

Ophiocephalus africanus n. sp

Charakterisierung

Körpergestalt sehr gestreckt; Kopf deprimirt, Rumpf gegen den Schwanz zu stark comprimirt. Kopflänge 4 mal Rumpfhöhe e. 8mal in der Totallänge, Schnauzenlänge und Augendiameter etwas mehr als 6 mal, Stirnbreite 4 1/3 mal, Kopfbreite e. 2 1/5 mal in der Kopflänge enthalten. Vier grössere Hundszähne an den Seiten des Unterkiefers. Gaumenzähne in mehreren Reihen. Vomerzähne sehr klein, mit einem Hundszabne jederseits am hinteren Ende der hufeisenförmig gebogenen Zahnbinde. Eine schwärzliche Binde vom Auge zum hinteren Deckelrande ziehend und gegen diesen ein wenig an Höhe zunehmend. Neun winkelförmig gebogene schwärzliche Querbinden am Rumpf und ein rundlicher Fleck vor der Basis der Caudale. Pectorale in der vorderen Längenhälfte abwechselnd gelb und schwärzlich gebändert und gefleckt. Dorsale, Anale und Caudale schmutzig dunkelviolett, die beiden ersteren undeutlich dunkler gefleckt. 80 Schuppen zwischen dem hinteren Kopfende und der Basis der Caudale in einer horizontalen Reihe, Seitenlinie auf derselben nur mit 26-30 Canälehen endigend. 19 Schuppen über dem Beginne der Anale in einer Vertiealreihe.

6 D. 46. A. 34. P. 16. V. 1/5. Sq. lat. e. 80 e. 3-4 auf d. Caud[alen].) L. tr.: 6 [Schuppenreihe oberhalb der Laterallinie (dorsal)], 10 [Schuppenreihe unterhalb der Laterallinie (ventral)].

Beschreibung

Der Kopf ist deprimirt, an der Oberseite querüber nahezu flach, an den Seiten in der Deckelgegend mässig gewölbt. Die Mundspalte steigt schief nach vorne an und ist ziemlich lang, indem das hintere Ende des Oberkiefers noch über den hinteren Augenrand zurückreicht.

Die vordere Narine mündet in ein ziemlich langes häutiges Röhrchen. Auge und Schnauze sind nahezu gleich lang, der hintere Augenrand fällt in das Ende des ersten Drittels der Kopflänge.

Zwischen- und Unterkiefer reichen gleich weit nach vorne. Die Zähne im mittleren oder vordersten Theile des Zwischenkiefers sind etwas grösser und minder gedrängt als am Seitenaste desselben und fast eben so gross wie die der Zahnbinde am Gaumen.

Die Zahnbinde im Unterkiefer ist vorne am breitesten, seitlich liegen in der Innenreihe 4 grössere Hackenzähne, von denen die beiden mittleren nahe aneinander gerückt und etwas länger als die beiden übrigen sind. Die sämmtlichen vorderen Unterkieferzähne und die seitlich gelegenen der Aussenreihe sind kurz und spitz, dicht aneinander gedrängt.

Die Schuppen an der Oberseite des Kopfes, insbesondere die mittleren hinter der Stirngegend zeichnen sich durch ihre Grösse aus und sind von unregelmässiger Gestalt. An den Seiten des Kopfes sind die Schuppen des Deckels am grössten.

Die Dorsale beginnt in verticaler Richtung über der hinteren Spitze des Unterdeckels mit niedrigen Strahlen. Gegen das hintere Flossenende nimmt die Strahlenhöhe allmälig zu - der drittletzte längste Dorsalstrahl erreicht 3/8 der Kopflänge oder e. 2 2/3 Augenlängen, während der erste etwas kürzer als das Auge ist.

Die Anale beginnt ein wenig vor der Mitte der Körperlänge und ihre Strahlen sind ein wenig kürzer als die gegenüberliegenden der Dorsale. Beide Flossen endigen übrigens nach hinten zugespitzt und die Basis des letzten Analstrahles fällt ein wenig vor die des entsprechenden Dorsalstrahles.

Die Caudale ist hinten gerundet und die mittleren längsten Strahlen derselben sind e. 1 3/8 mal in der Kopflänge enthalten.

Die Pectorale ist nicht ganz 2 mal so lang als die Ventrale und ihre äusserste Spitze reicht fast bis zur Aualgrube zurück. Die Länge der Ventrale, welche letztere ein wenig hinter der Pectorale beginnt, ist C, 31/2mal in der Kopflänge enthalten.

Die Rumpfschuppen sind durchschnittlich gleich gross, grob concentrisch gestreift und nicht grösser als die Wangenschuppen zwischen dem Auge und dem aufsteigenden Deckelrande.

Die Schuppen am Deckel sind merklich grösser als die Wangenschuppen.

Die Schuppen auf der Oberseite des Kopfes nehmen von der Schnauze bis zu den beiden hintersten kleineren Scbuppenreihen rasch an Grösse zu und zeigen eine unregelmässige Gestalt. Die grössten derselben in der Occipitalgegend sind etwas kürzer als das Auge und fast 2 mal so lang wie die Operkelschuppen.
Head shields drawing of O. africana by SteindachnerThe head shield of O. afriana.

Die Seitenlinie senkt sich in ihrem Verlaufe am Rumpfe allmälig und, zieht erst in den beiden letzten Fünfteln der Rumpfhöhe, längs der Mitte der letzteren hin; sie überspringt in der Regel 1-2 Rumpfschuppen zwischen je zwei aufeinander folgenden Canälehen.

Die Caudale trägt an ihrem basalen Theile circa 4 Querreihen von Schuppen, welche kleiner als die Rumpfscbuppen sind; auf diese folgen nach hinten noch äusserst schmale Schuppenstreifen zunächst den Strahlenrändern, so dass der grösste Theil die Verbindungshaut zwischen den Strahlen schuppenlos bleibt.

In der Zeichnung des Rumpfes hat diese Art eine sehr grosse Ähnlichkeit mit Channa ocellata Peters aus China, doch fehlen die himmelblauen Punkte am Rumpfe.
Drawing of O. africana by SteindachnerThe first drawing of O. afriana. Today's scientific valid name is Parachanna africana.

Das beschriebene Exemplar, welches sich im königl. Museum zu Stuttgart befindet, ist bis zur Caudalspitze 18lang und stammt aus Lagos, West-Afrika.

Von Sierra Leone besitzt das genannte Museum ein fast 30 cm langes Exemplar von Mastacembelus cryptacanthus Gthr. mit 32 Dorsalstacheln, und von Lagos mehrere Individuen von Eleotris Lebretonis Steind.

Acknowledgement and Source(s)

This passage was originally published 1879 as: Steindachner, F. - Über einige neue und seltene Fisch-Arten aus den k. k. zoologischen Museum zu Wien, Stuttgart, und Warschau . Denkschriften der Akademie der Wissenschaften. Wien v. 41: 15-16, 1879

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