Jörg Vierke
Diese kleinbleibende Art ist farbenprächtiger als die meisten anderen Schlangenköpfe: Der Körper ist besonders in den hinteren und unteren Partien kräftig blaugrün-braunrot gesprenkelt. der unterseits helle Kopf ist mit grossen rotbraunen Flecken versehen. Auch die Flossen haben markante Farbzeichnungen. Die orange gerandete Rückenflosse hat dunkle Fleckenreihen, die Afterflosse leuchtet an der Basis blau. Besonders markant sind die Schwanzflosse sowie die Brustflossen gezeichnet! Die Schwanzflosse ist dunkel mit großen unregelmäßigen, orange farbenen Flecken; die orangenen Brustflossen haben dagegen sechs auffallende schwarze Querbänder. Die Regenbogen-Schlangenkopffische gehören zu den wenigen Channa-Arten, denen die Bauchflossen fehlen.
C. bleheri is one of the very colorful Channa species. One can see that this is one of the three species which do not have pelvic fins. |
Die erst 1991 entdeckte und beschriebeneArt wurde in Assam, dem Nordosten Indiens, gefangen. Sie ähnelt einer in Birma vorkommenden Schwester Channa burmanica, von der sie sich aber u.a. durch ihre markant gefärbte Schwanzflosse unterscheidet. Darüber hinaus hat Ch. burmanica deutlich mehr Strahlen in der Afterflosse (ca. 28 gegenüber 24 bei Ch. bleheri) und mehr Schuppen in der Längsreihe. Insgesamt hat Ch. bleheri eine deutlich gedrungenere Form.
Channa bleheri stellt im Aquarium keine Ansprüche an die Wasserbeschaffenheit oder an das Futter, braucht jedoch ausreichend Versteckmöglichkeiten. Man kann sie mit gleichgroßen Arten problemlos vergesellschaften, wenn man darauf achtet, daß die etwas schüchternen Schlangenköpfe bei der Fütterung nicht zu kurz kommen. Als Futter reicht man ihnen Tümpelplankton, Regenwürmer, Mehlwürmer und gelegentlich Fisch- oder Fleischstückchen.
Die Zucht gelingt vermutlich nur bei paarweiser Haltung, nicht in der Gruppe. Es ist mir beim besten Willen nicht gelungen, geschlechtsspezifische Unterschiede im Aussehen der Tiere zu finden. In der Färbung und in der Beflossung sind beide Geschlechter genau gleich. Allerdings sind bei gleichaltrigen Tieren die Weibchen regelmäßig kleiner. Es scheint schon bei den Jungtieren so zu sein, daß die Männchen deutlich schneller heranwachsen. Gut angefütterte, laichreife Weibchen erkennt man natürlich auch an ihrem Laichansatz: Sie sind im Bauchbereich deutlich fülliger als die Männchen.
Ein gut »eingespieltes« Paar ist absolut friedfertig. Nur gelegentlich kommt es zu kurzfristigen Zwistigkeiten, wenn der eine Partner dem anderen einen leckeren Bissen direkt vor der Nase wegschnappt. In größeren Aquarien halten sich die beiden Tiere meist bevorzugt in verschiedenen Teilen des Beckens auf. Aber immer wieder suchen die Partner Kontakt: Besonders das Weibchen schwimmt häufiger zum Männchen hinüber, so als wollte es nachschauen, ob es noch da wäre. Gelegentlich kommt es dabei sogar zu zärtlich anmutenden Hautkontakten. Dieses lockere Aneinanderschmiegen scheint ein Mittel zu sein, um die Agressivität speziell des Männchens zu mindern.
Es geschieht aber gelegentlich, daß dieses traute Miteinander plötzlich zusammenbricht. Dann kommt es zu hemmungslosem Jagen und Beißen, bei dem das Weibchen in der Regel unterliegt. Die besonders friedlichen Perioden können allerdings monatelang andauern. Sie hängen offenbar mit der natürlichen Laichperiode zusammen.
Wenn der Nachwuchs ausbleibt (z. B. wegen Laichverpilzung), können die Channas nach etwa zwei Wochen erneut ablaichen. Laichwillige Tiere müssen natürlich ausreichend gut angefüttert werden. Besonders das Weibchen zeigt jetzt einen gesegneten Appetit, und bald hat es einen auffallend kräftig angeschwollenen Bauch. In dieser Zeit sucht das Männchen einen geschützten Platz auf, an dem es sich vorwiegend aufhält. Hier ist der zukünftige Laichplatz.
In den letzten Tagen vor dem Ablaichen werden die Hautkontakte der beiden Partner immer häufiger. Besonders an den letzten beiden Tagen kommt das Weibchen wieder und wieder in das Revier seines Männchens. Hier umkreisen sich die Fische und es kommt zu den ersten Umschlingungen. Diese Scheinpaarungen erinnern an die Paarungsvorgänge bei einigen Labyrinthfischen: Die Partner umkreisen sich immer enger, bis sie schließlich wie ein "Knoten" der Wasseroberfläche hängen.
In einigen Punkten aber gibt es Unterschiede zu den Labyrinthfischen: Die Scheinpaarungen beobachtet man schon zwei Tage oder sogar noch eher vor dem eigentlichen Ablaichen; das gibt es bei Labyrinthfischen normalerweise nicht. Typisch für die Regenbogen-Channa ist auch, daß die Intensität der Umschlingung (von der lockeren Schleife bis hin zum massiven Knoten) und die Dauer der einzelnen Scheinpaarungen zunehmen.
Schließlich kommt es zu einer einzigen Paarung mit Laichausstoß. Sie dauert bis zu einer halben Minute. Das jetzt engstmöglich umschlungene Paar entläßt seinen gesamten Laichvorrat in dieser einen Paarung. Die glasartigdurchsichtigen Eier sind leichter als das Wasser und schweben sofort nach oben. Sie sind ausgesprochen klein. Ich habe sie unter dem Mikroskop vermessen: Sie haben mit Eihülle einen Durchmesser von 0,9 bis 1,1 mm (zum Vergleich: Channa orientalis 1,1 bis 1,2 mm). Im oberen Teil des Eies befindet sich eine kleine Ölblase (Durchmesser 0,6 bis 0,7 mm), darunter das eigentliche Ei (Durchmesser 0,4 bis 0,5 mm). Schon nach den letzten Scheinpaarungen suchen Männchen und Weibchen Wasseroberfläche nach Eiern ab. Zumindest hat es den Anschein, denn tasten mit ihren Nasententakeln die gesamte Wasseroberfläche im Bereich des Laichplatzes ab. Wenn dann tatsächlich die Eier erschienen sind, nehmen die Fische sie mit wenigen sehr vorsichtigen Schnappbewegungen auf und entlassen sie anschließend sofort jeder aus ihren Kiemenspalten. schließlich werden sie in einer Art Floß zusammengehalten. Der Vater liegt jetzt direkt neben oder unter dem Eifloß am Boden und läßt die Brut nicht aus den Augen.
In der Folgezeit nehmen beide Alttiere den Laich wieder und wieder ins Maul, um ihn anschließend auf die beschriebene Weise wieder zu entlassen. Ich vermute, daß die Eier so von "Schmutzpartikeln" oder Parasiten freigehalten werden.
Auch die Pflege der freischwimmenden Brut wird von beiden Eltern gleichermaßen übernommen. Die anfangs farblosen Kleinen sind bei einer Größe von einem Zentimeter am ganzen Oberkörper kanariengelb. Am Kopf haben sie einen auffallenden schwarzen Längsstreifen, der an der Unterkieferstze beginnt, das Auge durchzieht ud am unteren Rand des Kiemendeckels endet. Die untere Körperhälfte in auffallendem Kontrast zum Gelb der Oberseite rauchgrau bis fast schwarz.
Die kontrastreich gefärbte Brut umschwärmt die Eltern fast ständig wie ein Mückenschwarm. Auffallend ist, daß sie immer wieder bemüht sind, mit ihnen Hautkontakt herzustellen. Gern ruhen sie direkt auf dem Kopf ihrer still im Wasser liegenden Eltern. Es hat sogar den Anschein, als würden sie von der Haut ihrer Eltern Körperschleim fressen. Das ist aber nicht ganz sicher. Jedenfalls zupfen sie auch am Körper ihrer Eltern, und in diesem Stadium von den Altfischen getrennte Jungfische gedeihen auffallend schlechter als die bei den Eltern verbliebenen.
In den Folgewochen verblaßt das kontrastreiche Babykleid zusehends und macht einem unscheinbaren Jugendkleid Platz. Jetzt legen die Fische keinen Wert mehr auf Geselligkeit und beginnen sich zu bekämpfen. In diesem Alter sind ein oder zwei dunkle, mehr oder weniger hell eingefaßte Augenflecken im hinteren Teil der Rückenflosse typisch. Langsam bildet sich nun im Laufe der Zeit das typische Farbkleid der Alttiere heraus.
This paragraph is originally published in: Jörg Vierke - Räuberbande im Aquarium, Stuttgart 1993; ISBN 3-440-06583-9. The use of these data is acknowledged by the author. We want to encourage the reader to buy this book, it contains some wonderful channa photos of which we do not have the publishing permission.